PM IG Metall und Gesamtbetriebsrat Bosch

IG Metall: Pressemitteilung

11.12.2024 Pressemitteilung der IG Metall und des Gesamtbetriebsrats Bosch Mobility Solutions anlässlich der gemeinsamen Pressekonferenz

Stuttgart. Der Ende November angekündigte zusätzliche massive Personalabbau binnen kurzer Zeit bei Bosch in gleich drei Geschäftsbereichen bedroht Tausende von Arbeitsplätzen. Mitarbeitende sind verunsichert, die Zukunft der betroffenen Standorte, Innovationen und soziale Verantwortung des Unternehmens werden in Frage gestellt.

Frank Sell, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats Bosch Mobility Solutions, Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Robert Bosch GmbH:
"Die Situation für die Bosch-Mitarbeitenden ist absolut unerträglich. Die Geschäftsführung schafft eine Perspektivlosigkeit, die kaum mehr zu überbieten ist. Die emotionalen Betriebsversammlungen und Aktionen an den Standorten der vergangenen Wochen zeigen die hohe Bereitschaft der Mannschaft, Bosch auch in Zukunft nach vorne zu bringen.

Wir vermissen unternehmerischen Mut und Weitsicht für Produkt- und Investitionszusagen, um reale Zukunftsperspektiven für die Standorte zu schaffen. Dafür haben wir mit der Geschäftsführung im letzten Jahr einen Tarifvertrag abgeschlossen. Unser Verständnis der Umsetzung unterscheidet sich jedoch stark von der des Unternehmens. Wir fordern die Geschäftsführung auf, mit uns gemeinsam die Arbeitsbedingungen und die Chancen von Digitalisierung für die deutschen Standorte in Einklang zu bringen."

Adrian Hermes, Konzernbeauftragter der IG Metall und Mitglied im Aufsichtsrat der Robert Bosch GmbH:
"Mit Bosch als Stiftungsunternehmen wurden in der Vergangenheit immer Lösungen im Sinne aller Beteiligten gefunden. Dieses Modell der ‚Sozialpartnerschaft" gerät mit den einseitigen Entscheidungen für einen Personalabbau ohne konkrete Zukunftspläne mächtig ins Wanken. Es ist zudem ein fatales Signal an die Industrie insgesamt.

Die Beschäftigten bei Bosch in Deutschland verdienen eine faire Chance, die Transformation mitzugestalten. Deswegen verlangen wir von der Geschäftsführung, sich an die bestehenden Vereinbarungen und Tarifverträge zu halten. Statt Sorgen und Ängste zu verstärken, fordern wir Sicherheit und Mitsprache über die Zielbilder der Standorte und Geschäftsbereiche. Anders als viele Wettbewerber steht Bosch finanziell solide dar. Eine Ergebnisoptimierung auf Kosten der Menschen lehnen wir ab. Sparen schafft keine Zukunft! Nur wenn die Beschäftigten jetzt mitgenommen werden, um ihre vollen Potentiale zu entfalten, wird Bosch ein starkes innovatives Unternehmen bleiben."

Liane Papaioannou, Geschäftsführerin der IG Metall Stuttgart:
"Viele Beschäftigte bei Bosch blicken mit großer Sorge auf ihre eigene und die Zukunft ihres Unternehmens. Beschäftigte als Kostenfaktor zu betrachten, statt Innovationen zu fördern, kann kein Zukunftsmodell sein. Missmanagement und fehlende Zukunftsstrategien befeuern einen Teufelskreis, der unseren gesamten Wirtschaftsstandort gefährdet. Bosch steht dabei stellvertretend für zahlreiche Unternehmen in Deutschland. Deshalb stehen wir entschlossen für die Zukunft von Beschäftigung und den Industriestandort Deutschland ein."

Dr. Stefan Bischoff, Betriebsrat Standort Leonberg (Geschäftsbereich XC Cross-Domain Computing Solutions):
"Der Geschäftsbereich XC wurde 2021 gegründet, um im Zusammenschluss von Fahrerassistenzsystemen, Autonomem Fahren und Zentralsteuergeräten die Zukunft zu gestalten und das kraftvolle Wachstum von Bosch abzusichern. Die diesjährigen Portfolioeinschnitte und die angekündigten Personalabbaumaßnahmen in genau diesen Zukunftsbereichen sind eine Bankrotterklärung des Managements. Wir fordern vom Unternehmen die Einhaltung unserer Zukunftsvereinbarung und die gemeinsame Entwicklung eines positiven Zukunftsbildes für unsere deutschen Standorte."

Claudio Bellomo, Betriebsratsvorsitzender Standort Schwäbisch Gmünd (Geschäftsbereich Vehicle Motion):
"Es reißt einem schier das Herz aus der Brust. Der Dank für jahrelange Sparanstrengungen und verbesserte Prozesse ist ein zusätzlicher Personalabbau von 1300 Stellen allein am Standort in Schwäbisch Gmünd. Es ist uns bewusst, dass wirtschaftliche und strategische Entscheidungen Teil der Unternehmensführung sind. Transformation kann doch aber nicht nur Synonym für Personalabbau und Verlagerungen sein. Wir fordern echte Zukunftsaussichten für die Menschen am Standort Schwäbisch Gmünd. Hier in der Region hängen nicht nur die Existenzen unserer, sondern auch vieler anderer Familien davon ab."

Stefan Störmer, Betriebsratsvorsitzender im Werk Hildesheim (Geschäftsbereich Electrified Motion) und stellvertretender GBR/BBM-Vorsitzender:
"Der Standort Hildesheim als Ganzes ist seit Jahrzehnten in einer kontinuierlichen Transformation, die auch immer wieder auf Kosten der Beschäftigten geht. Der im Jahr 2023 abgeschlossene Zukunftstarifvertrag und die Gesamtbetriebsvereinbarung zur Ansiedlung von Produkten und Projekten finden im Werk Hildesheim de facto nicht statt. Stattdessen will Bosch im Hildesheimer Werk der E-Mobilität mit einer angedrohten Standortschließung die halbe Belegschaft rausdrängen. Mit dieser Kahlschlagpolitik gestaltet man keine Zukunft: man zerschlägt sie. Wertvolle Ausbildungs- und Arbeitsplätze der kompetenten Menschen in dieser Region gingen unwiederbringlich verloren."

Kontakt:
Mareike Scheerer, Gesamtbetriebsrat Bosch Mobility Solutions
Mobil: +49 162 2678463
Mareike.Scheerer@de.bosch.com

Letzte Änderung: 11.12.2024